Der Till - Leserstimmen

 Erzähl' man so weiter, Till"

Till's Art des Plauderns ist angenehm. Till scheint weise zu sein. Was mich aufhorchen ließ, war der Satz: „...und als Osnabrücker pflegt er", nämlich Till, „alles ganz genau zu nehmen." Till ist also ein Osnabrücker?. Ich bin froh darum, denn nun weiß ich, dass es doch humorige Männer in der von mir so sehr geliebten Stadt gibt. Der Hu­mor, dem ich bisher begegnete, war grob, und so war er denn gar keiner mehr. Männer haben eben andere Qualitäten. Ist ja auch schwer, sich selbst, den Mittelpunkt des Kosmos, nicht ernst zu nehmen, nicht wahr, ihr Mannsvolk?
Till scheint auch ein guter Mensch zu sein, läßt er doch selbst die ewig verrückten Rheinländer gelten. Erzähl man so weiter, Till, von unseren klei­nen und großen Sorgen. Ich freue mich immer darauf. - A. P., Rolandsmauer

 

Der Till

So denkt sich unser Zeichner den Zeitgenossen Till. Welche Vorstellung haben Sie von ihm?

Das hast du fein gemacht, lieber Till. Von einer Tageszeitung hätte ich eine solche Haltung kaum erwartet. Ich meine den Artikel über deinen Besuch bei Adventsfeiern. Schade, daß ich nicht so journalistisch begabt bin wie du, ich könnte dir sonst auf diesem Ge­biet Konkurrenz machen. Weißt du, dein letzter Satz hat es mir angetan: „Tül schleicht ins Freie. Gottlob, die Sterne sind noch da. Es kann nichts ge­schehen." Nun, von den Sternen her kann nichts geschehen, sie leuchten und ziehen ihre Bahn in ruhiger, unbekümmerter Schönheit. Aber -von uns heutigen Menschen geschieht wasl Holen wir nicht alle Sterne unseres menschlichen Lebens, die noch leuchten konnten, in diesem Dunkel mit freveln-der*Hand von den Firmamenten? Einj j solcher Stern, der brutal verdunkelt wird, Ist doch der Advent und die Weihnacht. Was brauchten wir jetzt mehr als Stille, Besinnung und Ein­kehr, Umdenken, Verinnerlichung. Mit Schaudern denke ich schon an die kommenden „Weihnachtsfeiern". Wie wird da das größte Geheimnis der Weltgeschichte „verjazzt" und „versam-bat"! In Schaufenstern und Kiosken sieht man neben der fast nackten Diva, die uns die Rückseite ihres Daseins freundlichst zuwendet, das Bild des Kindes mit Maria und Joseph im Stall zu Bethlehem. Sind wir eigentlich be­rechtigt, noch ernst genommen zu wer­den. Wo bleibt der gesunde Geschmack, das untadelige Empfinden, die religiöse Klarheit?
Dem Kampf gegen Schmutz und Schund müßte sich zugesellen der Kampf gegen Verkitschung und Unkul­tur. Sie, mein lieber Till, haben das Zeug und meines Erachtens die Pflicht, den Finger auf diese Zeit wunde zu legen und „Rufer" zu sein in der Wüste! - D. V., Osnabrück

Aus: NOZ, Mittwoch, 19. Mai 1999

 

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