„Nach dem ersten Rennen war wieder Schluss"
Das erste Osnabrücker Seifenkistenrennen von 1950
Osnabrück
In der kommenden Woche findet das
Seifenkistenrennen auf dem Hauswör-mannsweg statt. Eine Veranstaltung mit Tradition: Schon im September 1950
rollten selbst gebaute Flitzer die Startrampe herunter allerdings auf der Rheiner
Landstraße. Das wäre heute undenkbar: Einen
ganzen Sonntag lang, am 10. September 1950 wurde die Rheiner Landstraße gesperrt Damals rollte dort vor dem
Schwelzerhaus das erste Os-nabrücker Seifenkistenrennen ab, veranstaltet vom "Neuen Tageblatt". 200
Nachwuchs-Rennfahrer - auschließlich Jungen zwischen acht und 15 Jahren, so wollte es das Reglementbeteiligten
sich an diesem Wettrennen. Einer davon war
Immo Jannssen, der das Teilnehmerheft und seine
Starterkarte bis heute aufbewahrt hat. Selbst ein Foto des hoff-nungsvollen Renn-Aspiran-ten hat sich erhalten:
Da hockt der damals 13 jährige in kurzer Lederhose und mit weißen Kniestrümpfen in seiner Kiste, auf dem Kopf
eine Kappe seines Sponsors, mindestens ebenso wind-schnittig wie die Karosserie Marke
Eigenbau. „Mein Sponsor war das Schuhhaus Brocker an der Johannisstraße, die stifteten die Rader und die
Achsen", erinnerte sich Immo Jannssen, „der Rest war Marke Eigenbau und stammte vom
Schrottplatz." Ausgetragen wurde das erste
Osnabrücker Seifenkis-ten-Rennen auf der abschüssigen Rheiner Landstraße In Höhe der heutigen
Ernst-Sievers-Straße. Die Gerüstbaufirma Etgeton errichtete eine zwei Meter hohe Startrampe. Der
ADAC Osnabrück stellte mit Hermann Pattberg die
Rennlei-tung. Polizeioberrat Bein-hoff verstärkte das Schiedsgericht und der NT-Feuille-tonredakteur Bernhard
Schulz fungierte als Renn kommentator am Mikrofon. Bis zu 10000 Zuschauer sollen an jenem verregneten Septembertag die Straße gesäumt haben. Von
morgens 9 Uhr bis 18 Uhr wurde der Verkehr auf dieser Ausfallstraße umgeleitet. Schon das wäre heute
undenkbar. Um 15 Uhr begann die End-ausscheidung, zu der dem Berichterstatter In der Zeltung der schöne Satz
einfiel: .Alles wurde stärker. Die Preise, das Tempo der Fahrer und der Regen." Wie gut, dass es dann bei der
Preis-verleihung trocken blieb. Denn da bekamen die Sieger ihre von den Firmen der Stadt gestifteten Sachpreise
- Fahrräder, Armbanduhren, Fußballe oder eine Aktentasche, aber auch einen vierwöchigen Kuraufenthalt in Bad
Rothenfelde -während „die glücklichen Mütter obendrein noch mit einer Extraladung Persil bedacht wurden", so
erneut die Zeitung von damals. Im
Teilnehmerverzeichnis von 1950 finden sich Übrigens einige Osnabrücker Knaben, die später prominent werden
sollten: Mit der Startnummer 12 Hartwig Piepenbrock, 128 Heinz Fri-ckenschmidt, 126 Hermann Pentermann oder -
die Sache war keine Angelegenheit vermögender Eltern -unter Nr. 74 Friedrich Sann mit der Adresse
„Flüchtlingslager Lechtingen". Gefahren wurden
die Rennen übrigens zu zweit oder dritt nach dem K.-o-System. Nur die Sieger kamen eine Kunde weiter; wer
verloren hatte, flog raus. So ging es auch Immo Jannssen: „Nach dem ersten Start war schon wieder Schluss." Mit
dem Seifenkisten-Auto Marke Eigenbau sei er dann noch eine Zeit lang auf der Rehmstraße herumgefah ren,
berichtete der verhin-
Artikel leider nicht vollständig
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