Leserbrief von Johannes Meyer zu Brickwedde

  

 

Alfhausen den 13. Juli 1955

bezet

Die Höhen und Täler, die Städte und Dörfer, die Flüsse, Seen und Wälder des Osnabrücker Landes sind Perlen, die es ins Licht zu heben gilt.

Was ist berufener zu dieser hohen Aufgabe, als das Wort des Dichters, jenes Dichters zumal, der die Landschaft erlebt und mit den Augen des Malers sieht. Mag er von hoher Warte hinab­schauen und, dem Maler gleich, seine Satzläufe zu einem gefälligen Gemälde runden, mag er Feld und Wald durchstreifen und die Fülle seiner Eindrücke in einer Reihe lebendig gestal­teter Bilder festhalten, immer wird er seinen Leserkreis fin­den, der sich angesprochen fühlt, sich seiner Führung anver­traut und staunend innewird, dass erst seine Worte ihm Reich­tümer der Landschaft erschließen, deren er sich vorher nie versehen hatte.

Der sich darüber verstand, er nannte sich schlicht bezet.

Bezet das war das Fähnlein des Naturfreundes, dem wir folgten auf seinen Wanderungen durch die sanftwellige Landschaft bei Osterkappeln, bezet dem wir folgten durch die Winkel und Gassen von Teklenburg. Bezet, das war die Gütemarke, mit der wir gezeichnet fanden jenen würzigen Streifzug durch die bil­derreiche "Ferienlandschaft" am Dümmer.

Was uns unter diesem Zeichen begegnete, das verschlang man nicht in einer Frühstückspause; wir warteten auf eine stille Stunde am Abend, eine Stunde, die uns bereitfand, die Fülle immer neuer und frischer Bilder zu verarbeiten und den feinen Humor und die in allem webende Stimmung in sich aufzu­nehmen.

Dann entdeckten wir überraschend, welcher Künste unsere Mutter­sprache erst durch das Wort des Meisters fähig ist: Die ochsen blutroten Backsteinmauern, das billardgrüne Balkenwerk, die silbrig gewaschenen eichenen Pferdeköpfe - das haftet, das wird nicht vergessen. Und gar den Atem eines Höheren glaubten wird zu spüren, wenn uns Wortfolgen begegneten wie diese: ... beglückend, wie sorgfältig der Abendwind das silberne Laub der Birken harft.

Doch die Quelle scheint versiegt.

Vergeblich suche ich heute nach dem bekannten Zeichen. Wo blieb bezet ? Wer ist er? Gibt es eine Sammlung seiner Aufsätze? Kann ich es von Ihnen erfahren?

Hochachtungsvoll

Johannes Meyer zu Brickwedde

 

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